Als Alternative zum Bluetooth-Handy werden in den letzten Monaten als Zugabe zu reinen Datenverträgen relativ simple USB-Sticks vertrieben, mit denen man per GPRS-, UMTS- oder HSDPA-Verbindung schnell im Netz surfen kann. Da ich mich meist in der Nähe von kostenlosen oder im DSL-Vertrag enthaltenen Hotspots befinde, habe ich mich auf die Suche nach Stick und Datenvertrag gemacht und bin auf die Angebote von T-Mobile und Vodafone gestoßen, bei denen man für 90 bis 100€ unsubventionierte Hardware und eine Prepaid-Karte mit sogenannter “Dayflat” erhält. Beide Angebote unterscheiden sich in Details, WebSessions von Vodafone kennt auch kürzere Zeitfenster (bspw. eine Stunde und wurde deshalb von mir bevorzugt). Als Hardware ist ein Huawei-Stick E172 enthalten, die nachfolgende Beschreibung sollte aber auch für die Modelle E170 (Web’n’Walk-Stick von T-Mobile) und E220 (UMTS-Maus von Vodafone, auch im O2-Branding erhältlich) funktionieren.
Die Einrichtung eines USB-UMTS-Sticks ist ein wenig komplizierter als die der Einwahl per Bluetooth-Handy, da weniger Logik im Gerät selbst verbaut ist und eine Eingabeschnittstelle fehlt. Das wird beispielsweise bei der SIM-PIN-Eingabe deutlich, die beim Handy per Tastatur erfolgt. Beim USB-Stick muss die Kommunikation daher mit AT-Befehlen erfolgen. Diese in Chatscripten zu automatisieren ist zwar keine extrem komplexe Aufgabe, kann aber zu einer Fleißarbeit ausarten. Da kommt es gerade recht, dass Vodafone ein kleines Linux-Tool anbietet, das die Kommunikation und die Einwahl mit den gängigsten Sticks erledigt und netterweise mit SIM-Karten von fast allen Anbietern funktionieren sollte.
Kleines Python-Monster
Unter https://forge.betavine.net/frs/?group_id=12 bietet Vodafone das Vodafone Mobile Connect Card Driver for Linux (im folgenden mit VMC abgekürzt) genannte Programm an. Die Bezeichnung ist etwas irreführend, denn um einen Treiber handelt es sich nicht, sondern um ein Einwahlprogramm, das bereits funktionierende usbserial-Driver voraussetzt, die etwa seit Kernel 2.6.20 zum Lieferumfang gehören. Beim Einwahlprogramm selbst handelt es sich auch keineswegs um die Neuerfindung des Rades, sondern um einen Wrapper für die Programme pppd, wvdial und twisted, der in Python realisiert wurde. Erhältlich ist VMC als selbstextrahierende .run-Datei für verschiedene Distributionen. Dabei handelt es sich um ein Shellscript mit enthaltenem Archiv im jeweiligen Format der Distribution und eben den Installer, welche benötigte Abhängigkeiten installiert. Eine recht saubere Lösung, wenn man eine der explizit unterstützten Distributionen verwendet.
Einen Tick weniger sauber ist die Version für i386. Diese bringt ein eigenes wvdial und einen eigenen pppd mit, die beide nach /opt installiert werden. Lediglich Python 2.5 und python-twisted werden vorausgesetzt, zudem muss die Distribution auf Glib 2.4 basieren — Glibc 2.3 des Xandros auf dem EeePC wird leider nicht unterstützt. Deshalb habe ich die Installation auf “meinem” EeePC-Xubuntu durchprobiert. Für die Installation setzt man zunächst die Rechte auf dem Paket auf ausführbar:
chmod 0755 vodafone-mobile-connect-card-driver-for-linux-2.0.beta3-ALL-i386-installer.run
Dann startet man die Datei mit Administratorrechten. Dabei ist zu achten, dass ein Display geöffnet werden kann. Dies ist der Fall, wenn Sie Superuser-Rechte mit sudo su erlangt haben, aber nicht mit sudo su -. Am Besten einfach mit sudo starten:
sudo ./vodafone-mobile-connect-card-driver-for-linux-2.0.beta3-ALL-i386-installer.run
Ist die Installation abgeschlossen, sollte sich das Programm bei Debian-basierten Distributionen ins Menü eintragen. Unter Umständen lässt es sich dort aber aufgrund falsch gesetzter Rechte nicht starten — die Ubuntu-AMD64-Version funktionierte bei mir einwandfrei, bei der ALL-i386-Variante musste ich mit sudo starten, was nicht wirklich tragisch ist:
sudo vodafone-mobile-connect-card-driver-for-linux
Wer Details von der Kommunikation mit dem Modem erfahren möchte, hängt -debug an, was viele Ausgaben auf STDOUT zur Folge hat:
sudo vodafone-mobile-connect-card-driver-for-linux-debug
Nach korrekter Eingabe des APN — VMC schlug mir web.vodafone.de vor, die Websession-Karte benötigt aber event.vodafone.de konnte ich mich problemlos einwählen. Ist die Websession-Parkuhr gerade nicht aufgeladen, wird man auf eine Seite umgeleitet, auf der man sein Guthaben aufladen und ein Zeitfenster wählen kann — eine gute Idee, die versehentliche teure Einwahlen vermeidet und unabhängig von Betriebssystem und Endgerät ist.
Providerunabhängig
Prinzipiell ist VMC provider- und hardwareunabhängig, schließlich muss das Tool auch mit wechselnden Roamingpartnern funktionieren. Positiv ist dabei zu bewerten, dass VMC erlaubte Netze per AT-Befehl abfragt und für viele die APN-Namen bereithält, schlimmstenfalls muss man diese Werte von Hand eintragen, was jedoch kein größeres Problem darstellen sollte.
Unterm Strich ist VMC ein sinnvolles Tool, das hoffentlich den Weg der HP-Toolbox gehen wird und Eingang in die Distributionen findet, denn nur so sind leichte Updates gewährleistet. VMC steht unter GPL, so dass zumindest die Aufnahme einer ums Vodafone-Branding bereinigten Version kein Problem sein sollte. Und selbst wenn man VMC nicht dauerhaft benutzen will, hilft die Debug-Version bei der Identifikation der korrekten AT-Strings zur Kommunikation mit dem eigenen UMTS-Stick.
Nachtrag: Manchmal sind man den Wald vor lauter Bäumen nicht: Für das Xandros des EeePC gibt es fertige Pakete http://www.betavine.net/bvportal/web/linux_drivers
Nachtrag, 4. September 2008: In den Kommentaren wurde ich auf umtsmon hingewiesen. Einfach und kompakt. Wer bereit ist, 30 Euro auszugeben, kann Launch2Net verwenden — Hauptvorteil dieser Lösung dürfte die Zugangsdatenbank sein.
Als Alternative zum Vodafone ‘Treiber’ habe ich auch gute Erfahrungen mit dem Tool umtsmon gemacht, zu finden unter http://umtsmon.sourceforge.net/
greetz
devil
Leider geht es auf meinem 701 unter Deinem xubuntu nicht. Die Fehlermeldung lautet:
root@eeepc:/home/tux/Desktop# sudo vodafone-mobile-connect-card-driver-for-linux
/opt/vmc/lib/python/site-packages/gtk-2.0/gtk/__init__.py:72: GtkWarning: could not open display
warnings.warn(str(e), _gtk.Warning)
/opt/vmc/lib/python/site-packages/gtk-2.0/gtk/__init__.py:72: GtkWarning: could not open display
warnings.warn(str(e), _gtk.Warning)
/opt/vmc/usr/bin/vodafone-mobile-connect-card-driver-for-linux: line 4: 8662 Segmentation fault twistd -r gtk2 –pidfile /tmp/vmc.pid -noy /opt/vmc/usr/share/vodafone-mobile-connect-card-driver-for-linux/gtk-tap.py -l /dev/null
r
Hallo – sorry – geht doch … hatte den Startbefehl bereits in einem root-Terminal abgesetzt. Als “tux” startet die Anwendung einwandfrei.
prima beitrag
Auf meiner Website habt ihr einen Vergleich der Angebote.
Dabke für den nützlichen Link zu betavine.net. Hat mir sehr geholfen meinen EeePC zu connexcten. Lohnt sich doch manchmal bei Google zu stöbern. Thx tefan