Asus x101 – wieder ein echter Eee PC?

Seit einigen Tagen liefert Asus den Eee PC x101 aus. Die Eckdaten – vorinstalliertes Linux als Betriebssystem, extrem abgespeckte Hardware, 8GB Solid State Drive – erinnern an den ersten Eee PC, den 701. Aber auch der daraus resultierende Preis von 25% bis 30% unter der bisherigen Untergrenze und das geringe Gewicht von etwa 950 Gramm lassen Erinnerungen wach werden. Und 169€ brutto sind schwer zu unterbieten.

Paket voller Kompromisse

Da Asus noch kein Testgerät liefern konnte, kaufte ich einen x101 auf mein Unternehmen. Die dahinterstehende Kalkulation war, dass selbst bei einem Weiterverkauf mit 25% Wertverlust kein allzu großer Schaden eintreten würde. Allerdings habe ich derzeit einen Eee PC 1015B mit Zweikern AMD zur Hand, der für Fotos herhalten muss und als Vergleichsobjekt hinsichtlich der Verarbeitungsqualität.

Was sofort auffällt ist die dünne Bauform und das relativ leichte Gewicht. Das Gewicht ist nicht nur dem Wegfall der Festplatte, sondern auch dem vergleichsweise kleinen Akku geschuldet, der mit drei Zellen und 28Wh rund vier Stunden durchhält. Das ist meiner Erfahrung nach ausreichend, da ich längere Zugfahrten meide und sogar auf der Argentinienreise der alte Eee PC 701 als elektronisches Reisetagebuch auf langen Busfahrten genug durchhielt.

Schaut man sich das x101 näher an, stellt man eine Reihe weiterer Kompromisse fest:

  • Tastatur: Die F-Tastenreihe fehlt. Um überhaupt USB-Anschlüsse unterbringen zu können, mussten diese an den dicksten Teil des Gehäuses rutschen, der Platz reichte dort dennoch nicht für darüber angebrachte Tasten. Die F-Tasten wurden kurzerhand gespart und die Tiefe der Tasten reduziert. Auch der Hub fällt geringer aus, so lässt sich gerade noch flüssig tippen.

  • Ethernet: Gibt es nicht, es musste schon beim 1015B in einer Klapplösung umgesetzt werden. Fürs Netz gibt es nur WLAN.

  • VGA/HDMI: Gibt es nicht, es war schlichtweg kein Platz für den Port da.

  • USB: Zwei Ports müssen genügen, USB 3.0 und eSATA fehlt.

  • Kartenleser: Statt SD ist MicroSD eingebaut – der hat unter der Tastatur Platz.

  • Audio In/Out: Es gibt nur einen kombinierten Port, beispielsweise zur Verwendung mit typischen Handy-Headsets.

Gut zu erkennen – die F-Tastenreihe wurde geopfert, ansonsten hätte kein USB-Port Platz gehabt:

Die Dicke im direkten Vergleich mit dem Eee PC 1015B – dieser sieht plötzlich klobig aus:

Software

Vorinstalliert ist MeeGo in Version 1.1. Die ist schon etwas älter und weist einige Lücken bei der Lokalisierung auf. Ich habe daher nach einer halben Stunde rumprobieren Ubuntu 11.04 (in der 32 Bit Variante) mit Unity als Desktop installiert. Auf MeeGo 1.2 werde ich an anderer Stelle eingehen, ich sehe ein recht großes Potential für viele typische Netbook-Nutzer.

Zurück zu Ubuntu: Dank für Desktopeffekte brauchbar umgesetzter Hardwarebeschleunigung des Intel GMA 3150 läuft Unity schonmal reibungslos. Sowohl Sound, WLAN als auch ACPI (Helligkeit, rfkill) funktionieren einwandfrei. Anwendungen sind merklich träger als bei einem Dual-Core Atom oder AMD C-Serie, aber noch absolut im Bereich des gut Nutzbaren. Meine Ubuntu-Installation umfasste eine Root-Partition mit vier Gigabyte, eine Home-Partition mit deren drei und ein GB Swap. Eine meiner Ansicht nach bessere Partitionierung mit /usr auf einem SquashFS-Container werde ich demnächst separat vorstellen.

Fazit

Die eingegangenen Kompromisse sind spürbar, aber nicht schmerzhaft. Die F-Tastenreihe dürfte einigen Powerusern fehlen, mir fiel die umständliche Zugänglichkeit der Textkonsole (Strg+Alt+Fn+2) oder des oft in regulären Ausdrücken benötigten “^” auf. Abgesehen davon ist die Tastatur um längen besser als bei den Neunzöllern von vor drei oder vier Jahren. Als mobiles Admin- und Präsentationstool eignet sich das x101 dagegen nur eingeschränkt: Muss man eine Präsentation halten, ist ein USB-VGA-Adapter nötig, der nicht immer einfach einzurichten ist. Gleiches gilt für die Netzwerkwartung, wo ich gerne mit einem TFTP-Bootserver auf dem Notebook herumlaufe, der aber einen Ethernetport erfordert – da werde ich wohl weiterhin Lenovos x100e mitnehmen (und dieses mittelfristig durch ein x121e ersetzen).

Im angepeilten Einsatzbereich – Social Media, Schreibmaschine für Unterwegs und Internet Client trifft Asus die Zielgruppe fast punktgenau und überzeugt hier mit dem leichten Gewicht und dem schnellen Start. Den günstigen Preis muss ich etwas relativieren, mittlerweile haben Speicherriegel (11€ für 2GB) und Micro-SDHC-Karte (20€ für 16GB) den Preis auf genau 200€ hochgetrieben – das liegt über dem eines besser ausgestatteten Acer Aspire One D525 mit fast doppelter Akkulaufzeit und 250GB Festplatte – aber eben 300 Gramm mehr und einem klobigeren Netzteil (188€ derzeit bei Media Markt Krefeld).

Einziges Ärgernis ist nur den Verzicht auf Bluetooth, weil eben noch nicht jeder ein Handy mit AP-Funktion hat und eben auch viele BT-Mäuse im Umlauf sind. Nach den ersten Tagen mit dem x101 kann ich jedenfalls ziemlich sicher sagen, dass ich wieder häufiger mit Netbook unterwegs sein werde und hoffe insgeheim, dass Asus den wiedergefundenen “wahren Netbook-Pfad” nicht verlässt und stattdessen vielleicht eine Luxus-Variante des x101 auflegt – wie wäre es mit einem Dual-Core Atom, zwei GB RAM, 32GB SSD und Bluetooth im gleichen Gehäuse mit gleicher oder möglicherweise etwas besserer Akkulaufzeit?

17 thoughts on “Asus x101 – wieder ein echter Eee PC?

  1. Maxe

    Eine ausgezeichnete Hardware-Review, sogar mit einigen Hinweisen fuer die Nutzung mit Ubuntu. Ich wuerde mich freuen, wenn sowas oefter kommt!

    Danke.

  2. Ingo

    Das klingt interessant,

    ich selber verwende einen eee PC 1000H. Da werde ich in nächster Zeit nach dem guten Stück Ausschau halten…

    Gruß Ingo

  3. peterherbert

    Liebe Leute!

    Gratulation zu dieser Höllenmaschine! Ich bin begeistert von diesem Gerät und würde es mir (eigentlich) gerne zulegen.
    Die Frage an der soviel für mich hängt und die ich euch stellen möchte:
    Was für ein Chipsatz wird bei der eingebauten Wlan-Karte verwendet?

    Ich konnte bisher keine Antwort finden, da auch ASUS selbst seine Abnehmer nicht mit dieser Information versorgt.

    Falls jemand mir die Antwort geben könnte (also den lspci output durchschaut). Dann wäre ich sehr dankbar.

    Viele Grüße,

    peterherbert

  4. Daniel

    Es sagt:

    Network controller: Atheros Communications Inc. AR9285 Wireless Network Adapter (PCI-Express) (rev 01)

  5. meebox

    Hallo,

    Ich möchte auch gerne Ubuntu 11.04 installieren, doch der USB-Stick bootet nicht. Es erscheint die Meldung “SYSLINUX 3.82 2009-06-09 EBIOS Copyright (C) 1994-2009 H. Peter Anvin et al” Kannst du bitte kurz erläutern, wie du es gemacht hast. Danke!

  6. Flo

    Hallo,

    ich stehe derzeit auch vor der Entscheidung entweder das x101 kaufen oder noch ein wenig warten und nach einem thinkpad x200 Ausschau halten.

    Wie ist die Akkulaufzeit von dem kleinen unter Ubuntu so? Tippt es sich gut? Ist das Gerät vom Lüfter her laut? Könntest du (aber nur, wenn es keine Umstände macht) kurz Crunchbang Linux booten und schauen ob alles erkannt wird?

    Grüße 🙂

  7. Mattias

    @meebox: Ich habe den Stick mit dem usb-creator-gtk erstellt (Desktop-ISO des 11.04 in 32 Bit). Alternativ kann 11.10 direkt mit dd auf den Strick gespielt werden (unterstützt endlich ISOhybrid):

    dd if=datei.iso of=/dev/sdx

    Es tippt sich ordentlich, aber eben nicht so gut wie ein 1015B oder mein Lenovo x100e. Ich bin etwas verwöhnt vom Lenovo x100e, das ich zur Zeit oft dabei habe (aber schon das x121e ist schlechter zu tippen las das x100e). Den Lüfter habe ich noch nie im Einsatz erlebt.

  8. sleepless

    Super Blogpost !

    Falls du Lust hast wäre es super, wenn du testweise mal FreeBSD booten könntest (install cd, ob es ins menü bootet und ggf. ob die ssd erkannt wird)! – Ich spiele mit dem Gedanken mir das Spielzeug zuzulegen, aber nur mit FreeBSD macht es so richtig Freude…

    Stimmt es, dass die “SSD” ein mSATA Modul ist ? – ggf. möchte man die mal austauschen, und ein non-standard slot wäre da unschön.

    Beste Grüße

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