Disclaimer: Dieses kleine Tutorial richtet sich an all jene, die entweder einen Admin-Stick mit verschiedenen Installern und Notfallsystemen erstellen wollen oder einfach eine Fingerübung suchen, um den Bootvorgang von UEFI Secure Boot besser nachvollziehen zu können. Die anfängliche Installation von LessLinux Search and Rescue kann nach und nach um weitere Linuxe erweitert werden. Als Bootloader verwende ich zunächst den unkomplizierten PreLoader.efi der Linux-Foundation in Kombination mit Gummiboot, möglicherweise folgt demnächst eine auf Shim (mit MOK) angepasste Anleitung. Auf den EFI-Boot von 32-Bit-Systemen möchte ich nicht eingehen, weil praktisch nur ältere Apple iBooks und MacMinis (CoreDuo, nicht Core2Duo) mit einem 32-Bit-EFI ausgeliefert wurden. Die paar Netbooks von Asus, die ebenfalls 32-Bit-EFI an Bord haben, sind in der Regel auf das CSM eingestellt (Compatibility Support Module = BIOS-Emulation zum Boot von MBR-Medien).
Hinweis: Auf dieses Tutorial folgt ein weiteres, das die hier gezeigte Konfiguration um GRUB erweitert (um 32-Bit-Systeme booten zu können) und eines, das erklärt, wie schließlich ein hybrider Stick entsteht, der auf MBR- und UEFI-Systemen startet. Wer aus dem dritten Tutorial das Optimum herausholen möchte, sollte eine dritte, 100 bis 200MB große, leere FAT32-Partition einplanen.
Wie bootet UEFI sicher vom Stick?
Der Vorgang von USB ist etwas einfacher als von Festplatte, zumindest wenn es sich um einen GPT partitionierten Stick mit einer einzigen FAT32-Partition handelt. In diesem Fall genügt es, eine Ordnerstruktur “BOOT/EFI” anzulegen, die den Bootloader “BOOTX64.EFI” enthält. Hintergrund dieser Vereinfachung ist wohl, dass es ermöglicht werden soll, alleine durch das Entpacken eines Zips mit den Bootdateien einen Stick bootfähig zu machen – aber das ist Spekulation, weder habe ich nachgeprüft welche UEFI-Implementierungen den einfachen Start unterstützen, noch habe ich getestet, ob in nennenswerten Stückzahlen USB-Sticks am Markt sind, die sowohl GPT als auch BIOS-MBR aufweisen.
In diesem Tutorial möchte ich mit dem simpelsten Bootmechanismus mit dem PreLoader.efi der LinuxFoundation als erste Stufe und Gummiboot als zweiter Stufe zum Start zum Start von 64-Bit-EFI-Kerneln beginnen. Zum Start von 32-Bit-Kerneln muss ein zwischengeschalteter GRUB genutzt werden, dafür wird es ein Follow-Up geben. Der Stick bekommt zwei Partitionen: Eine EXT4-Partition für die ISO-Images vorne und eine kleine Bootpartition, die Kernel, Initramfs und EFI-Boot-Dateien aufnehmen muss, hinten. Beachten Sie, dass die Bootdateien für ein LessLinux rund 50MB groß sind, die für ein Ubuntu etwas über 20MB – für zweimal LessLinux, zweimal Ubuntu und die EFI-Boot-dateien sind demnach 150MB einzuplanen.
Die Partitionierung
Zunächst gilt es, den Stick zu partitionieren. Damit keine Spuren von MBR, Partitionstabelle, GPT und möglicherweise alten Partitionsanfängen vorhanden sind, sollten die ersten vier Megabyte komplett genullt werden:
USBSTICK=/dev/sdx dd if=/dev/zero bs=1M count=4 of=$USBSTICK
Zur Partitionierung kommt “parted” auf der Kommandozeile zum Einsatz:
parted $USBSTICK
Sie befinden sich nun in der Shell von Parted, hier gilt es, eine GUID Partition Table anzulegen:
Willkommen zu GNU Parted! Geben Sie 'help' ein, um eine Liste der verfügbaren Kommados zu erhalten. (parted) mklabel gpt (parted) print Modell: Kingston DataTraveler 2.0 (scsi) Festplatte /dev/sde: 4039MB Sektorgröße (logisch/physisch): 512B/512B Partitionstabelle: gpt Nummer Anfang Ende Größe Dateisystem Name Flags (parted)
Als erste Partition erstelle ich eine einfache Linux-Partition, die der Gesamtgröße minus 150 MB entspricht, sie soll später Daten aufnehmen:
(parted) mkpart primary ext4 0 3890M
Inkorrektes Alignment kann man beim USB-Stick zumeist ignorieren (sollte man aber nicht bei SSDs und schnellen Platten). Es folgt die Bootpartition fürs EFI, diese muss FAT12/16/32 sein:
(parted) mkpart primary fat32 3890M 4039M
Diese zweite Partition bekommt jetzt das Bootflag gesetzt (eigentlich heisst dies bei GPT, dass der Typ auf EF00 gesetzt wird), danach betrachten wir das Ergebnis und schreiben die Partitionstabelle:
(parted) set 2 boot on (parted) print Modell: Kingston DataTraveler 2.0 (scsi) Festplatte /dev/sde: 4039MB Sektorgröße (logisch/physisch): 512B/512B Partitionstabelle: gpt Nummer Anfang Ende Größe Dateisystem Name Flags 1 17,4kB 3890MB 3890MB primary 2 3890MB 4038MB 148MB primary boot (parted) quit
Die Prüfung mit
gdisk -l $USBSTICK
offenbart etwas mehr als “parted” (ich verwende parted, weil es sich auch gut scripten lässt):
GPT fdisk (gdisk) version 0.8.5 Partition table scan: MBR: protective BSD: not present APM: not present GPT: present Found valid GPT with protective MBR; using GPT. Disk /dev/sde: 7888896 sectors, 3.8 GiB Logical sector size: 512 bytes Disk identifier (GUID): E12939B9-C620-435B-9E9B-27312CCBF9BC Partition table holds up to 128 entries First usable sector is 34, last usable sector is 7888862 Partitions will be aligned on 2-sector boundaries Total free space is 2438 sectors (1.2 MiB) Number Start (sector) End (sector) Size Code Name 1 34 7597656 3.6 GiB 0700 primary 2 7598080 7886847 141.0 MiB EF00 primary
Jetzt noch beide Partitionen formatieren und die Vorbereitung ist abgeschlossen:
mkfs.ext4 ${USBSTICK}1 mkfs.msdos -F32 ${USBSTICK}2
Installation des (Pre-)Bootloaders
Zunächst erstelle ich zwei Mountpoints für die Datenpartition und die Bootpartition und mounte beide. Wieder kommen Variablen zum Einsatz:
USBDATA=/tmp/usbdata USBBOOT=/tmp/usbboot mkdir -p ${USBDATA} mkdir -p ${USBBOOT} mount ${USBSTICK}1 ${USBDATA} mount ${USBSTICK}2 ${USBBOOT}
Auf der Bootpartition entsteht nun die Ordnerstruktur für den Start unter EFI:
mkdir -p ${USBBOOT}/EFI/BOOT
In diesen Ordner installieren wir nun PreLoader.efi (als BOOTX64.EFI) und HashTool.efi der Linuxfoundation. Beide Binaries müssen signiert sein, bei diesen kommt demnach kein Selbstbau in Frage:
wget -O ${USBBOOT}/EFI/BOOT/BOOTX64.EFI http://blog.hansenpartnership.com/wp-uploads/2013/PreLoader.efi wget -O ${USBBOOT}/EFI/BOOT/HASHTOOL.EFI http://blog.hansenpartnership.com/wp-uploads/2013/HashTool.efi
Wer möchte kann auch noch das KeyTool.efi installieren, ich findes es ganz praktisch, um MOKs (Machine Owner Keys zu verwalten. Ein Binary befindet sich im USB-Image von James Bottomley, ich habe es extrahiert:
wget -O ${USBBOOT}/EFI/BOOT/KEYTOOL.EFI http://cdprojekte.mattiasschlenker.de/Public/UEFI-Secure-Boot/keytool.efi
Im Prinzip würde der so erstellte Stick bereits booten, wenn auch nur bis zur Hash-Verwaltung.
Gummiboot als Loader
Als Loader der zweiten Stufe habe ich mich für Gummiboot entschieden, weil er 64-Bit-Linux-EFI-Kernel direkt starten, aber auch andere EFI-Binaries aufrufen kann. Ich habe versucht, Gummiboot auf einem Ubuntu 12.10 gegen die mitgelieferte und eine aktuelle Version der gnu-efi-Bibliothek zu kompilieren und bin gescheitert. Daher habe ich Gummiboot vom USB-Image von James Bottomley kopiert:
wget -O ${USBBOOT}/EFI/BOOT/LOADER.EFI http://cdprojekte.mattiasschlenker.de/Public/UEFI-Secure-Boot/gummiboot-bottomley.efi
Gummiboot benötigt nun einen Ordner für die Konfiguration, der die Bootmenüeinträge aufnimmt:
mkdir -p ${USBBOOT}/loader/entries
Die Konfigurationsdatei ${USBBOOT}/loader/entries/cclessli.conf (eingerückte Zeilen gehören zur Zeile “options”, bitte die Umbrüche entfernen):
title LessLinux Search and Rescue linux /ll64.efi initrd /ll64.img options ultraquiet=1 security=none skipcheck=1 quiet lang=de ejectonumass=1 skipservices=|installer|xconfgui|roothash|firewall|ssh|mountdrives| hwid=unknown laxsudo=1 toram=0 uuid=c7e701f3-bd3c-494b-8395-1e5bdb513f41 loop.max_loop=32 console=tty2 radeon.modeset=0 nomodeset
Achtung: Ein Bug in LessLinux erfordert es derzeit, die UUID der Partition anzugeben, auf der sich das ISO befindet (uuid=c6e...), ermitteln Sie diese mit dem Befehl blkid:
blkid -o udev ${USBSTICK}1 ID_FS_UUID=c7e701f3-bd3c-494b-8395-1e5bdb513f41
…und eine Konfigurationsdatei, um einfach das Hashtool aufrufen zu können, ${USBBOOT}/loader/entries/yyhashto.conf:
title Hashtool linux /EFI/BOOT/HASHTOOL.EFI
…und schließlich eine fürs Keytool, um Hashes und Schlüssel zurückziehen zu können, ${USBBOOT}/loader/entries/zzkeytoo.conf:
title Keytool linux /EFI/BOOT/KEYTOOL.EFI
Schließlich folgt noch die Konfigurationsdatei für den Gummiboot-Loader selbst, ${USBBOOT}/loader/loader.conf:
timeout 10 default cclessli*
Und nun das Lesslinux-Image
Damit wir wirklich ein bootfähiges System bekommen, dürfen wir das System-ISO nicht vergessen. Zudem müssen Kernel und Initramfs auf die EFI-Boot-Partition kopiert werden:
LESSLINUX=lesslinux-search-and-rescue-uluru-20130226-123741.iso wget -O ${USBDATA}/${LESSLINUX} http://download.lesslinux.org/testing/lesslinux-search-and-rescue/${LESSLINUX} mkdir /tmp/lliso mount -o loop ${USBDATA}/${LESSLINUX} /tmp/lliso cp /tmp/lliso/boot/isolinux/l3800sf ${USBBOOT}/ll64.efi cat /tmp/lliso/boot/isolinux/{initram,i3800sf}.img > ${USBBOOT}/ll64.img umount /tmp/lliso
Der erste Start
Bitte nicht vergessen, den Stick zu unmounten:
umount $USBDATA umount $USBBOOT
Nun wird es spannend: Stöpseln Sie den Stick an einen UEFI-PC mit aktiviertem Secure Boot an und starten Sie diesen. Wie bei BIOS-rechnern führt in der Regel F10, F12 oder ESC zum Bootmenü, Lenovo- (und wohl einige Medion-) Notebooks schalten Sie über die kleine Taste (“OneKey Rescue”) neben dem Powerbutton an. Der als BOOTX64.EFI abgelegte PreLoader.efi findet keinen hinterlegten Hash für “LOADER.EFI”, und startet “HashTool.efi”. Wählen Sie hier den zuerst den Hash des als “LOADER.EFI” abgelegten Gummiboots und dann den Hash des Linux-Kernels “ll64.efi” zur Aufnahme aus. Anschließend rebooten Sie das System und starten erneut vom Stick, jetzt erscheint das einfache Bootmenü von Gummiboot, in dem Sie LessLinux, HashTool.efi oder KeyTool.efi (um Hashes zurückzuziehen) auswählen können.
Uffz, geschafft. Bottomleys Gummiboot startet leider nicht Ubuntus signierte Kernel, hierfür muss als zweite Stufe ein GRUB her, doch dazu später mehr…